Die Ruhe im Maschinenraum

24.04.2020

Ein Besuch bei den ZID-Servern im gesperrten Neuen Institutsgebäude.

Manchmal kommen Menschen vorbei und drücken sich an den versperrten Glastüren die Nase platt: Seit dem 16. März ist das Neue Institutsgebäude (NIG) der Universität Wien nur mehr mit Genehmigung zugänglich. Ioannis Fragkoulis ist einer der Portiere und kontrolliert genau, wer ins Haus darf. „Es ist gar nicht so ausgestorben, wie man annehmen könnte“, erzählt er: Seit dem Lockdown wurden der Lift und die Brandmeldeanlage gewartet und Steigleitungen für den Ausbau der Klimatisierung gebohrt. „Außerdem kommt täglich das Reinigungspersonal und die Post.“ 

Im ersten Stock des NIG hat der Zentrale Informatikdienst (ZID) seine Räume. Hier ist tatsächlich alles ruhig. Die Bürotüren sind verschlossen, die Besprechungsräume verwaist. Zwei, drei vergessene Kaffeehäferl stehen noch in der Abwasch. Unter den automatisiert geschalteten Tageslichtlampen wuchern die Büropflanzen vor sich hin. 

Ulrich Kiermayr, Abteilungsleiter am ZID, geht mit der Gießkanne von Blumentopf zu Blumentopf. Er ist für eine Routinekontrolle im Haus und kümmert sich bei der Gelegenheit um die Pflanzen in den ZID-Büros. Sein eigentliches Ziel befindet sich jedoch im Keller: Dort stehen die Server, auf denen der ZID viele wichtige IT-Services betreibt. 

Essentielle Services

Kiermayr und seine Mitarbeiter*innen sind dafür verantwortlich, dass diese Server rund um die Uhr funktionieren. „VPN, E-Mail, Moodle, alle Services rund um Filesharing und Backup und viele mehr laufen auf den Servern im NIG und im Hauptgebäude der Universität“, sagt er – essentielle Services, ohne die Homelearning und Homeoffice an der Universität nicht möglich wären und die unter keinen Umständen ausfallen dürfen. 

Trotzdem ist Kiermayrs Team derzeit nur selten vor Ort, sondern arbeitet wie alle anderen Uni-Mitarbeiter*innen von zuhause aus. Wie geht das? „Beim Aufbau der Systeme haben wir sehr genau darauf geachtet, dass umfassende Fernwartung möglich ist. Wir können die Server nicht nur online beobachten, sondern auch jederzeit online eingreifen. Persönlich anwesend müssen wir eigentlich nur sein, wenn auch tatsächlich physisch etwas kaputt ist.“ Ein einziges Mal war das seit Mitte März der Fall, als eine Klimaanlage verrücktspielte. 

Redundante Systeme

Ralph Staudigl, der Leiter des Teams für Backup und virtuelles Serverhousing, ist öfter im Einsatz: „Ich bin etwa einmal pro Woche da, um defekte Hardware auszutauschen, beispielsweise eine kaputte Festplatte oder Netzwerkkomponenten.“ Das entspricht der üblichen Häufigkeit, in der einzelne Bauteile das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Kurzfristige Notfall-Reparaturen sind dabei nicht erforderlich: „Grundsätzlich ist alles redundant gebaut, sodass es bei einem Ausfall keine Leistungseinbußen gibt. Dann haben wir ein bis zwei Tage Zeit für die Behebung.“ Staudigl kann sich dabei auf ein Portal verlassen, in dem alle Komponenten, Geräte und Einzelteile sowie deren Auslastung erfasst und überwacht werden. Das dazugehörige Benachrichtigungssystem informiert ihn und sein Team bei einer Störung, welche Komponenten betroffen sind und was jetzt zu tun ist.

Auch wenn es also im NIG zurzeit eher ruhig ist – in den Kellerräumen tun die Server und Netzwerkkomponenten des ZID verlässlich ihren Dienst und versorgen die Universität Wien auch in Zeiten von Corona mit einer sicheren und stabilen IT-Infrastruktur für Homelearning und Homeoffice. Wie lange es wohl noch dauert, bis sich die Büros, Hörsäle und Seminarräume wieder mit Menschen füllen? Derzeit gibt es noch kein fixes Datum. Die IT wird dann jedenfalls verlässlich für sie da sein, um sie bei ihren Aufgaben in Studium, Lehre und Verwaltung zu unterstützen.

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