Homeoffice für blinde Mitarbeiter*innen

29.06.2020

Der ZID schließt sein Vorzeigeprojekt erfolgreich ab.

Was vielleicht nicht alle wissen: Die freundlichen Damen und Herren in der Telefonvermittlung der Universität Wien gehören nicht zu einem ausgelagerten Call Center, sondern sie sind ZID-Mitarbeiter*innen. Auch sie arbeiten aufgrund von Corona im Homeoffice – allerdings nicht seit März, sondern erst seit Anfang Juni. Und das hat vor allem 2 Gründe.

Erstens: Die Server der Telefonvermittlung mussten adaptiert werden, damit die Kolleg*innen sich auch zuhause einloggen und Anrufe weiterverbinden können. Der ZID nahm hier eine Vorreiterrolle ein, denn bisher gab es keine brauchbaren Erfahrungsberichte von anderen Institutionen, die Vergleichbares versucht haben. Die erforderlichen Programmierungen und Tests nahmen daher auch einige Zeit in Anspruch.

Der zweite Grund: 5 der 9 Beschäftigten in der Vermittlung sind blind, ein weiterer Kollege hat eine schwere Sehbehinderung. Um von zuhause aus zu arbeiten, benötigen sie blindenspezifische Ausstattung. Dazu gehören in erster Linie eine Screensreader-Software und eine Braillezeile. Sie übersetzen die am Computer angezeigten Zeichen in Computerbraille (eine Weiterentwicklung der traditionellen Brailleschrift), so dass der Inhalt mit den Fingern ertastet werden kann. Für den beruflichen Einsatz ist eine besonders große Baillezeile empfehlenswert, die 80 Zeichen anzeigen kann – im privaten Bereich sind 40 Zeichen üblich.

„Braillezeilen sind keine Massenware und bei den Herstellern üblicherweise nicht lagernd“, erzählt Karl Mayr, Teamleiter der Telefonvermittlung. „Corona hat die Lieferzeit zusätzlich verlängert. Wir haben die Wartezeit dank guter Beziehungen verringern können, aber summa summarum kamen trotzdem einige Wochen zusammen.“ Die vorhandenen Braillezeilen aus dem Büro mit nach Hause zu nehmen, kam nicht infrage: Zu hoch sind die Kosten für allfällige Reparaturen, wenn sie unterwegs beschädigt werden sollten. Eine neue Braillezeile kostet etwa 12.000 Euro.

Theodor Waba, einer der blinden Mitarbeiter*innen, freut sich über den neuen Heimarbeitsplatz. „Ich wohne in Hütteldorf und spare mir jeden Tag 2 Stunden Arbeitsweg. Auch die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen funktioniert sehr gut“, erzählt er.

„Dieses gelungene Projekt ist beispielgebend für die Universität und ihren Mitarbeiter*innen mit Behinderung, aber auch darüber hinaus“, sagt Karl Mayr. „In Fragen der Gleichstellung hat der ZID hier einen weiteren herzeigbaren und bedeutenden Schritt in die Zukunft gesetzt.“

Homeoffice für blinde Mitarbeiter*innen