„Pizzaboxen“ machen den Vienna Internet eXchange zukunftsfit

10.06.2021

Der Netzwerk-Knotenpunkt Vienna Internet eXchange (VIX) erhielt im Mai eine komplett neue Hardware-Infrastruktur. Nach acht Betriebsjahren war diese nicht mehr zeitgemäß und musste erneuert werden. Der VIX wird dadurch nicht nur leistungsfähiger, sondern verbraucht zukünftig rund 80 % weniger Energie.

Der VIX ist ein hochverfügbarer, neutraler Internet Exchange Point (IXP) mit rund 150 nationalen und internationalen Teilnehmern – z. B. Wissenschaftsnetze, Internet Service Provider oder Cloud Provider. Große und kleine Netzbe­treiber nutzen solche Netzwerk-Knotenpunkte, um dort den regionalen Datenverkehr zwischen ihren Netzen auf kurzem Weg direkt auszu­tauschen (Peering) und dadurch ihre Verkehrsströme zu optimieren.

 

25 Jahre VIX

Der Vienna Internet eXchange wurde 1996 an der Universität Wien für anfangs fünf Teilnehmer installiert, darunter das österreichische Wissenschaftsnetz ACOnet und die Austria Presse Agentur. Er wird immer noch vom ZID betrieben – mittlerweile aber nicht nur an der Universität, sondern auch in zwei weiteren Data Centern (Interxion und NTT) im Norden und Süden Wiens. Alle drei VIX-Standorte sind durch wegeredundant geführte Glasfaserkabel miteinander verbunden.

 

VIX Next Generation

Internet Exchange Points wie der VIX bestehen im Wesentlichen aus Hochleistungs-Switches, an die die Teilnehmer ihre Netzwerke anschließen und so untereinander „peeren“ können. Es versteht sich von selbst, dass diese Hardware in regelmäßigen Abständen erneuert und erweitert werden muss – ein kniffliges Unterfangen, da ein IXP nicht einfach für längere Zeit abgeschaltet werden kann.

 

Mitte Mai 2021 war es am VIX wieder so weit: Nach monatelangen Vorbereitungen wurde in drei nächtlichen Wartungsfenstern die mittlerweile sechste Hardware-Generation in Betrieb genommen. Die bisher verwendeten Chassis-basierten Geräte mit Linecards wurden nach fast acht Betriebsjahren gegen vergleichsweise günstige, fix konfigurierte Switches mit jeweils einer Höheneinheit (im Fachjargon: „Pizzaboxen“) getauscht.

 

Mit den neuen Switches steigt die Gesamtkapazität des VIX beträchtlich. Außerdem vereinfacht das neue Design künftige Erweiterungen: Komponenten können nun hinzugefügt werden, ohne bestehende Teilnehmeranschlüsse übersiedeln zu müssen. Zusätzlich wurde im Rahmen der Umstellung auch die Kapazität der Querverbindungen zwischen den drei VIX-Standorten von 160 Gbit/s auf 9,6 Tbit/s erhöht. Die Peering-Plattform ist somit für die nächsten Jahre wieder bestens gerüstet.

 

Rekord auf den letzten Metern

Die gesamte Hardware-Erneuerung gelang im laufenden Betrieb, mit nur 2–10 Minuten Ausfall pro Teilnehmer­anschluss. Da die neue Infrastruktur nun seit zwei Wochen ohne nennenswerte Komplikationen ihren Dienst versieht, wurde mit dem Abbau der alten Hardware bereits begonnen. Diese hat übrigens in den letzten Wochen ihres Betriebs noch für einen neuen Rekord gesorgt: Am 27. April 2021 überschritt der gesamte Datenverkehr am VIX erstmals die „magische Schwelle“ von 1 Terabit pro Sekunde (5-Minuten-Durchschnitt).

 

Fit für die Zukunft

Ein besonders erfreulicher Aspekt der neuen Hardware ist, dass sich der Energieverbrauch des VIX nun um rund 80 % reduziert. Im Einvernehmen mit dem Rektorat wurde daher beschlossen, die Einsparungen bei Geräte- und Betriebskosten zum Teil an die Kund*innen weiterzugeben und auch die Preise für Anschluss-Ports zu senken. Es konnte also nicht nur die Leistungs-, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Peering-Plattform erheblich gesteigert werden.

 

www.vix.at

Vienna Internet eXchange