Es ist Donnerstag Nachmittag, und im Datennetz der Universität Wien ist alles ruhig. Statt den üblichen 13.000 Nutzer*innen sind nur etwa 3.500 im WLAN unterwegs. Fast der gesamte Datenverkehr ist deutlich zurückgegangen, seit der Lehrbetrieb am Vortag aufgrund der Corona-Krise auf home-learning umgestellt wurde. „Im Moment merkt man vor allem, dass die Studierenden nicht da sind“, sagt Ulrich Kiermayr, der als ZID-Abteilungsleiter für das Netz verantwortlich ist. „Die Mitarbeiter*innen arbeiten derzeit noch weiter wie gewohnt.“
Doch es ist die Ruhe vor dem Sturm. Die Universität Wien bereitet sich auf herausfordernde Wochen vor, in denen trotz Kontaktsperre der Betrieb weitergehen muss. Die IT spielt dabei eine zentrale Rolle. Wie gehen die Kolleg*innen am Zentralen Informatikdienst damit um?
Neue Kommunikationssysteme
Eva Karall leitet die Stabsstelle E-Learning des ZID. Sie ist mit ihrem Team seit Montag damit beschäftigt, Moodle auf den erwarteten Ansturm von Nutzer*innen vorzubereiten. Für fast drei Viertel der Lehrveranstaltungen gibt es begleitende Moodle-Kurse. Die werden nun plötzlich zu einem der wichtigsten Kommunikationskanäle zwischen Studierenden und Lehrenden überhaupt.
„Es war schlagartig notwendig, Online-Kommunikation mit Studierenden zu ermöglichen“, erzählt Karall. „Bisher wurde das in Moodle nicht unterstützt.“ Gemeinsam mit der Abteilung Managed Services des ZID kann sie jetzt das Webinar-Tool Big Blue Button und das Videokonferenzsystem Jitsi in Moodle zur Verfügung stellen. Beide Werkzeuge sind schon im Testbetrieb für die Nutzung freigegeben.
Auch beim Streaming-Service u:stream bemerkt ZID-Teamleiter Markus Hintermayer, dass das Interesse der Lehrenden deutlich gestiegen ist. „Bis Dienstag hatten wir für dieses Semester rund 60 Anmeldungen zum Service“, berichtet er. „Zwei Tage später sind noch einmal 90 dazugekommen.“ Auch wenn nicht vorhersehbar ist, wie viele dieser Lehrenden tatsächlich Streams anfertigen werden: Das Volumen wird in jedem Fall deutlich steigen.
Verstärkte Ressourcen
Der Knackpunkt sind allerdings nicht die Aufzeichnungen, sondern die Zugriffe. Wie viele Studierende werden die Videos abrufen? Wie viele Personen werden in Moodle arbeiten? Niemand kann das voraussagen. Deshalb verstärkt der ZID, wo es möglich ist, die Serverkapazitäten. Gudrun Schöllhammer vom Team Server & Data Management des ZID: „Für Moodle haben wir die Ressourcen verdoppelt, auch für TYPO3 wurden sie deutlich erhöht.“
Ihr Kollege Stefan Just hat in der Zwischenzeit die Lohnverrechnung der Universität Wien fit für Telework gemacht. Denn wenn die Dienstleistungseinrichtungen der Universität ihre Mitarbeiter*innen ins Home Office schicken, müssen sie trotzdem ihre Arbeit weiter tun können. „Die Lohnverrechnung ist eigentlich nicht dafür gebaut, von externen Arbeitsplätzen aus bedient zu werden“, sagt Just. Der neue Terminalserver macht es trotzdem möglich. Er führt das Programm zentral aus, die Geräte der Nutzer*innen werden nur für Maus- und Tastatureingaben verwendet.
Sicherer Zugang
Damit bei der Datenübertragung alles sicher abläuft, hat der ZID außerdem das Kontingent an VPN-Lizenzen vervielfacht. Bis zu 5.000 Nutzer*innen (statt bisher 1.000) können gleichzeitig den sicheren Weg ins Uni-Netz wählen.
Das Netzwerk selbst ist bereit. „Die IT-Basisinfrastruktur ist von Haus aus so aufgebaut, dass sie mögliche Spitzen problemlos verkraftet“, sagt Netzwerk-Chef Kiermayr. Und zwar immer schon. Auch dafür steht das Motto des ZID: IT @ your service.